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Pieterskerk

Geschichte und Gebäude

geschlossen.

Geschichte

Baugeschichte

Kirche mit kleinem Turm

An einem historisch bedeutsamen Ort, nämlich dort, wo die Römer in Utrecht siedelten, gründete Bischof Bernold die Pieterskerk. Diese romanische Kirche wurde in den Jahren 1040–1048 aus Tuffstein erbaut und erhielt die Form einer kreuzförmigen Basilika. Als die Kirche 1048 in Betrieb genommen wurde, bestand das Gebäude aus einem Mittelschiff mit Obergaden, zwei niedrigeren Seitenschiffen, einem Chor und Kapellen. Viele Baumaterialien wurden per Schiff aus der Eifel nach Utrecht transportiert. Dies galt auch für die zehn rosaroten Säulen, die jeweils aus einem einzigen Stück Sandstein gefertigt waren. Die Säulen wurden mit einem Würfelkapitell gekrönt, das einigen zufolge charakteristisch für den Auftraggeber Bischof Bernold ist. Die Kirche erhielt auch zwei Türme, womit allerdings erst 1048 begonnen wurde.

Diese romanische Kirche wurde in den Jahren 1040-1048 aus Tuffstein erbaut und hatte die Form einer kreuzförmigen Basilika

Die Fenster wurden mit Spitzbogenfenstern ausgestattet

Wie bei allen Kirchen kam es auch bei der Pieterskerk zu Renovierungen. So wurden beispielsweise im 13. und 14. Jahrhundert einige Teile im neueren Baustil, der Gotik, renoviert. Das Querschiff erhielt ein gotisches Aussehen, die Fenster wurden mit Spitzbogenfenstern und Maßwerk versehen, und auch die romanische Südkapelle (St. Nicolaaskapel) wurde zu einer gotischen Kapelle umgebaut. Die Nordkapelle hat ihr romanisches Aussehen bewahrt.

Im 13. und 14. Jahrhundert wurden zahlreiche Teile in einem neueren Baustil, der Gotik, wiederaufgebaut.

Kurz nach 1500 wurde die Pieternellenkapelle erbaut, die 1638 von einer Kapelle in ein Konsistorium umgewandelt wurde. In den Backsteinmauern finden sich Reste von Skulpturen, die bei einer Restaurierung an verschiedenen Stellen in der Kirche gefunden wurden. 1649 errichtete der Architekt Gijsbert Th. van Vianen an der Südseite der Kirche einen großen und einen kleinen Kapitelsaal. Zuvor hatte an dieser Stelle eine Kapelle gestanden, die bereits im 16. Jahrhundert als Kapitelsaal genutzt worden war. Eine Besonderheit ist der marmorierte Kaminsims aus dem Jahr 1650 mit einem Gemälde von Adam Willaerts, das die Berufung Petri darstellt.

Die Reformation

Im Laufe des 16. Jahrhunderts wuchs die Unzufriedenheit mit verschiedenen Praktiken innerhalb des katholischen Glaubens. Namhafte Theologen wie Johannes Calvin und Martin Luther wollten den Katholizismus reformieren, doch ihre Bemühungen und die ihrer Anhänger scheiterten. Schließlich kam es zu einem Zerwürfnis zwischen den Katholiken und den Anhängern des neuen Glaubens, den Protestanten. 1566 führte die Unzufriedenheit in den Niederlanden zum sogenannten Bildersturm, einem großangelegten Sturm auf Kirchen und andere religiöse Gebäude, bei dem Statuen und andere Kunstwerke zerstört wurden. Letztlich siegten die Protestanten: 1580 wurde die Ausübung des Katholizismus vom Stadtrat von Utrecht offiziell verboten.

Im Hochchor befindet sich ein Fliesenboden aus dem Jahr 1413

Kirchen und Klöster wurden geschlossen oder den Protestanten überlassen, ebenso wie die

Hochchor mit Fliesenboden von 1413

Pieterskerk. Statuen, Gemälde und liturgische Gegenstände wurden aus der Kirche entfernt. Eine Zeit lang sah es so aus, als würde die Kirche abgerissen werden, doch dies wurde verhindert. Die Restaurierung des Innenraums begann langsam. Eine wichtige Änderung war die Verlegung des Chors hinter eine Mauer. Erst in den 1960er Jahren wurde die Mauer entfernt und der Chor wieder sichtbar und nutzbar. Der Hochchor hat einen Fliesenboden aus dem Jahr 1413. Die Stellen, an denen sich früher Altäre und Bänke befanden, wurden mit Ziegeln ausgefüllt.

Der große Sturm von 1674

Nach drei großen Bränden (1076, 1148 und 1279), einem Kugeleinschlag in der Kirche, der die Orgel zerstörte (Belagerung von Vredenburg, 1576–1577), und der Verwüstung des Innenraums während der Reformation ereignete sich am 1. August 1674 die nächste Katastrophe für die Pieterskerk. Ein schwerer Sturm fegte über die Niederlande und richtete große Schäden an. Von den Utrechter Kirchen wurden die Domkirche, die Jakobskirche, die Pieterskirche und die Buurkirche am schlimmsten getroffen.

Teile der Türme der Pieterskerk stürzten ein und beschädigten das Dach, den Rest der Westfassade und die Orgel schwer.

Der Kirchenrat bat den Stadtrat um finanzielle Unterstützung, erhielt jedoch keine Unterstützung. Der Stadtrat war der Ansicht, dass die Türme vollständig abgerissen und die Ziegel anschließend verkauft werden sollten. Mit dem Erlös aus dem Verkauf konnte der Kirchenrat die Restaurierung selbst finanzieren. Dies geschah schließlich, woraufhin 1677 eine neue Ziegelfassade nach einem Entwurf von Gijsbert Th. van Vianen errichtet wurde. Statt neuer großer Türme wurde ein kleiner Turm auf das Dach gesetzt. Auch das Küsterhaus wurde in die nördliche Seitenkapelle verlegt. Dieses Haus wurde später um mehrere Räume im Chor erweitert.

Die Krypta mit dem Sarkophag von Bischof Bernold

Sandsteinsäulen in der Krypta

Die Pieterskerk ist eine der wenigen Kirchen mit Krypta in den Niederlanden. Die Krypta der Kirche ist über eine Treppe in der Noorderkapel erreichbar. Sie befindet sich unter dem Hochchor und besteht aus einem gewölbten Raum mit Sandsteinsäulen mit Würfelkapitellen. Die Säulen sind mit abwechselnden Zickzack-, Fischgrät- und Spiralmustern verziert. Die Füllung der Fenster mit rundem, farbigem Glas stammt aus der Restaurierung von 1953–1970.

1952 wurde der Sarkophag des 1054 verstorbenen Bischofs Bernold in der Krypta beigesetzt. Er war zuvor aus dem Chorraum ausgegraben worden, doch das war nicht das erste Mal. Als die Wallonische Gemeinde 1656 in die Pieterskerk einzog, ließ sie einen Teil des Chorraums ausgraben, um die Kirche für ihre Gottesdienste besser geeignet zu machen. Bei diesen Arbeiten wurde der Sarkophag gefunden. Nach eingehender Untersuchung und Beschreibung wurde er wieder zurückgebracht. Fast 300 Jahre später beschloss man, den Sarkophag erneut auszugraben und ihn diesmal in der Krypta beizusetzen.

Mit der Bestattung in der Pieterskerk wich Bischof Bernold von der üblichen Praxis ab. Normalerweise wurden Bischöfe in der Hauptkirche der Diözese, der Domkirche in Utrecht, bestattet. Kelch, Patene und Ring aus dem Sarkophag befinden sich im Museum Catharijneconvent, ebenso wie ein Medaillon mit Reliquien des Bischofs (ein Knochenstück, Gewand und Haare).

Eine besondere Grabkammer

Beim Einbau einer Heizung im Jahr 1969 stieß man auf eine Gruft aus dem 14. Jahrhundert. Da diese aufgrund des Einbaus nicht an Ort und Stelle bleiben konnte, entschied man sich für eine oberirdische Verlegung. Die Gruft wurde unter der Orgel platziert und ist dort noch heute zu sehen.

Die Innenseiten des Grabes sind bemalt. An der Westwand ist Christus am Kreuz dargestellt, mit je einer Figur zu beiden Seiten. An der Ostwand ist die heilige Katharina von Alexandrien mit ihren Attributen – einem Rad und einem Schwert – abgebildet. Sie zertrampelt eine Figur, vermutlich Kaiser Maxentius, der sie hinrichten ließ. An der Südwand befindet sich ein Bild des Verstorbenen, vermutlich eines Diakons, der vor dem Apostel Petrus kniet. An der Nordwand ist der Apostel Paulus mit seinem Schwert abgebildet. Die vier Szenen sind durch Ranken mit Blumen verbunden. Die Malereien sind besonders, aber auch stark beschädigt. Denn die Gruft wurde mehrfach genutzt und beim Einbau einer Heizung im Jahr 1929 beschädigt.

Die St.-Nikolaus-Kapelle (Dekanatskapelle)

Die gotische St.-Nikolaus-Kapelle stammt aus der Zeit um 1310 und wurde teilweise aus den Steinen ihres romanischen Vorgängerbaus erbaut. Bei der Restaurierung von 1953 bis 1970 wurde der Putz der Kapelle entfernt und Reste eines farbenfrohen Fliesenbodens aus dem 14. Jahrhundert gefunden. Die Fliesen wurden in Utrecht gebrannt und sind teilweise mit französischen Lilien verziert. Die Konsolen des Gewölbes sind in Form karikaturhafter Köpfe gestaltet. Einer der Schlusssteine des Gewölbes zeigt ein Männergesicht, aus dem Ranken mit Blättern wachsen. Es symbolisiert den Logos, das Wort Gottes.

Die Kapelle wird auch Dekanatskapelle genannt, da dort viele Dekane des Kapitels begraben wurden. Während der Restaurierung wurden Grabsteine aus verschiedenen Teilen der Kirche in dieser Kapelle aufgestellt. Verschiedene Gemälde wurden wieder sichtbar gemacht, darunter ein Gebet in Schrift aus dem 16. Jahrhundert und die Reste einer Kreuzigungsszene. Das Altarbild in der Kapelle stammt aus dem Jahr 1554. In der Mitte sind die Steinigung des Heiligen Stephanus und die Legende von der Entdeckung seines Grabes dargestellt. Die linke Tafel zeigt Maria Egyptica, die rechte Christus und Maria Magdalena im Hof.

Die Nordkapelle

Die romanische Nordkapelle wurde im 12. Jahrhundert zweigeschossig errichtet, wobei das Obergeschoss über eine Tür im Chor zugänglich war. Diese praktische Raumaufteilung trug vermutlich dazu bei, dass nach dem Einsturz der beiden Kirchtürme 1674 die Mesnerwohnung in die Kapelle verlegt wurde. Das Erdgeschoss war als Küche eingerichtet, darüber das Badezimmer. Hinter der Mauer, die den Chor vom Rest der Kirche trennte, befanden sich die Familienschlafzimmer. Das Wohnzimmer befand sich in einem Anbau. Bis zur Restaurierung 1953–1970 diente die Nordkapelle als Mesnerwohnung.

Eine Darstellung Christi aus dem 11. Jahrhundert in einer doppelten Mandorla mit zwei Figuren und dekorativen Rändern ist aufgetaucht

Malerei am Bahnübergang

Bei der Restaurierung kam ein besonderes, sehr altes Gemälde zum Vorschein. Ein Christusbild aus dem 11. Jahrhundert in einer Doppelmandorla mit zwei Figuren und dekorativen Rändern kam beim Abtragen des Putzes aus der Kapelle zum Vorschein. An dem Ort, der jahrhundertelang als Badezimmer gedient hatte, schien ein sehr altes Gemälde verborgen gewesen zu sein. Das Gemälde wurde nach seiner Entstehung überarbeitet, aber nicht vollendet. Dies könnte mit dem Aufstocken eines Fußbodens im 12. Jahrhundert zusammenhängen, der den Blick auf das Gemälde versperrte. Daher war es nicht mehr nötig, das Gemälde fertigzustellen.

Die große Restaurierung

Der schlichte, romanische Charakter der Kirche blieb dank einer umfassenden Restaurierung zwischen 1953 und 1970 weitgehend erhalten bzw. wurde wieder sichtbar gemacht. Der Eigentümer der Kirche, die Wallonische Reformierte Kirche, beschloss dies 1952. Diese umfassende Restaurierung fand (mit einigen Jahren Unterbrechung) zwischen 1953 und 1970 statt und umfasste eine gründliche Renovierung des Äußeren und Inneren.

Alte Wandmalerei

Die Kirche wurde vom Putz befreit, wodurch altes Mauerwerk und alte Wandmalereien freigelegt wurden. Diese Malereien wurden restauriert und andere Teile, wie beispielsweise die Rippen, erhielten ihre alte Farbe zurück. Darüber hinaus wurden verwitterte Tuffsteine ersetzt, die Dachkonstruktion restauriert, Grabsteine versetzt, versiegelte Fenster geöffnet und gotische Maßwerke rekonstruiert.

Der Putz der Kirche wurde entfernt, wodurch altes Mauerwerk und antike Wandmalereien zum Vorschein kamen.

Einer der wichtigsten Eingriffe im Innenraum war der Abbruch der Mauer zwischen Chor und Kirche sowie den im Chor eingebauten Räumen. Der Chor wurde dadurch wieder geöffnet und zugänglich, wie er ursprünglich gewesen war. Die 1656 abgerissenen Stufen zum Hochchor wurden restauriert. Die vier bei der Restaurierung gefundenen Reliefs aus dem 12. Jahrhundert passten perfekt in die Nischen neben den Stufen und fanden dort ihren endgültigen Platz.

Von den zehn ursprünglichen Säulen erwiesen sich vier als zu schwach. Sie wurden durch dreiteilige, rosa gestrichene Säulen aus schwarzem Basalt ersetzt. Die alten wurden inzwischen an der Westfassade aufgestellt. Die übrigen Säulen aus dem 11. Jahrhundert konnten erhalten werden.

Nutzung im Laufe der Zeit

Die Pieterskerk wurde im 11. Jahrhundert als katholische Kapitelkirche erbaut und diente als solche bis 1580. Danach diente sie als Wohnhaus und Lazarett für Soldaten (1583) und als Kirche für englische Soldaten. 1621 wurde im geschlossenen Chor ein Seziersaal eingerichtet: das „Theatrum anatonicum der Illustren Schule“. 1656 erhielt die Pieterskerk ihre religiöse Funktion zurück, als der Stadtrat von Utrecht die Kirche der Wallonisch-reformierten Kirche überschrieb. Bevor sich die Religionsgemeinschaft dauerhaft in der Pieterskerk niederließ, hatte sie ihre Gottesdienste in der Janskerk abgehalten. 1672 wurde die Kirche von französischen Truppen beschlagnahmt, die das Gebäude als Lagerhaus nutzten. Danach dient das Gebäude bis zum heutigen Tag wieder als Kirche. Die Wallonisch-reformierte Kirche kaufte die Pieterskerk 1823 und ist seither Eigentümerin des Gebäudes. Neben dem wöchentlichen Gottesdienst steht die Kirche für Hochzeiten, Konzerte und andere Veranstaltungen zur Verfügung.

Innere

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Zu den sensationellen Funden im Innenraum zählten 1965 vier Sandsteinreliefs aus dem 12. Jahrhundert unter dem Kirchenboden. Sie wurden an der Treppe zum Hochchor angebracht, wo sie sich vermutlich ursprünglich befunden hatten. Ganz links ist die Kreuzigung dargestellt, das zweite Relief zeigt eine sitzende und eine stehende Figur, das dritte einen Engel am leeren Grab und das vierte drei Frauen (möglicherweise die drei Marien). Alle Reliefs besitzen eine Textumrandung und Reste ihrer ursprünglichen Farbgebung.

Einer der sensationellen Funde im Innenraum waren vier Sandsteinreliefs aus dem 12. Jahrhundert.

In zwei jahrhundertelang verschlossenen Nischen des Chors wurden bei der Restaurierung von 1953 bis 1970 alte Malereien gefunden. Das Motiv eines dieser Gemälde ist heute etwas heikel. Neben den goldenen Sternen auf blauem Grund sind auch weiße Hakenkreuze (heute oft mit Hakenkreuzen assoziiert) auf grauem Grund abgebildet. Auch weil es sich um ein Gemälde aus dem 11. Jahrhundert handelt, wurde beschlossen, es nicht wieder zu entfernen. In einer anderen Nische des Chors wurde ein ornamentales Gemälde gefunden, das mit farbigen Punkten auf blauem Grund und Blumen auf grünem Grund versehen ist.

Konsole in Form einer Tasse

Neben den Nischen ist der Chor auch mit Konsolen in Form von Köpfen und einem Schlussstein in Form eines Männergesichts geschmückt, aus dem Ranken mit Blättern und Blüten wachsen. Dies symbolisiert das Wort Gottes.

Neben den Nischen ist der Chor auch mit Konsolen in Form von Köpfen geschmückt

Die Schlusssteinmalereien im Querschiff beziehen sich auf die Symbolik der Verbreitung des Wortes Gottes. Sie zeigen von Norden nach Süden die vier Kirchenväter (mit Mitra, Stab und Buch), vier Engel (mit Buch) und die vier Evangelisten (mit Buch).

Auch an den beiden Vierungspfeilern befinden sich verschiedene Gemälde. Der südliche Pfeiler zeigt eine Kreuzigungsszene aus dem 14. Jahrhundert. Am nördlichen Pfeiler sind zwei Gemälde aus dem 15. Jahrhundert zu sehen: das Martyrium des Heiligen Hippolyt und darunter eine Kreuzigungsszene. Das untere Gemälde liegt über einem noch älteren Gemälde einer Kreuzigung.

Zur Kirchenausstattung gehören eine Staatsbank, eine Kanzel und eine Kapitelbank aus dem 17. Jahrhundert. Die Kapitelbank zeigt die Wappen der fünf Utrechter Kapitel. Die Bänke im Kirchenschiff stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Besondere Dekorationen

Symbolik auf und um die Schlusssteine im Querschiff

besondere Dekoration der Schlusssteine im Querschiff

Die drei Gewölbe des Querschiffs aus dem 13. Jahrhundert weisen an den Schlusssteinen Malereien mit symbolischer Bedeutung auf. Im hellen Südteil des Querschiffs sind die vier Evangelisten dargestellt. Einer von ihnen trägt sichtbar ein Buch. Das Evangelium wurde „im Licht“ geschrieben.

Die Verbreitung des Evangeliums unter den Menschen fand „im Dunkeln“ statt. Dies symbolisieren die vier Kirchenväter – Augustinus, Hieronymus, Gregor und Ambrosius – mit Mitra, Stab und Buch im nördlichen Teil des Querschiffs. In der Mitte laufen vier Engel mit Büchern in den Händen. Sie repräsentieren die Verbreitung des Evangeliums in alle vier Winde.

Kanzel

Die Eichenkanzel aus dem 17. Jahrhundert befindet sich derzeit in der Pieterskerk an der Nordseite des niedrigen Chors, wurde jedoch in der Vergangenheit mehrmals verlegt, unter anderem aufgrund eines Brandes in der Kirche.

Das Besondere an der Kanzel ist, dass am Rand eine gläserne Sanduhr angebracht ist

Kanzel mit Sanduhr St. Peterskirche


Die Kanzel ist mit einem Kupferleuchter und einem Lesepult geschmückt. Das Besondere an der Kanzel ist, dass am Rand eine gläserne Sanduhr angebracht ist, damit die Gemeinde und der Pfarrer die Predigtzeit im Auge behalten können.

In der Nähe der Kanzel befindet sich das Grab von Baron Louis Wolzogen de Meningstorf (1632–1690), Theologieprofessor und Pfarrer der wallonischen Gemeinde in der Pieterskerk zwischen 1664 und 1671. Er war ein schillernder Mann, begabt und humorvoll und beeindruckte durch seine Kleidung und Perücke im Louis-XIV-Stil, die perfekt zur Kanzel passte. In Utrecht war er als „liberaler“ Gegner des orthodoxen Voetius bekannt. Auf seinen Wunsch wurde er nach seinem Tod in der Pieterskerk in der Nähe der Kanzel begraben. Bei der Restaurierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Grab geräumt, sein Grabstein jedoch neben der Kanzel wieder aufgestellt.

Schriftart

Da Taufen nicht in Stiftskirchen stattfanden, gab es in der Pieterskerk ursprünglich kein Taufbecken.

Aktuelles Taufbecken

Über das aktuelle Taufbecken in der Pieterskerk ist nicht mehr bekannt, als dass es vermutlich aus dem 11. Jahrhundert stammt und aus dem Bonnefantenmuseum in Maastricht kommt. Dieses Museum und die Archive der Pieterskerk und des Catharijneconvents liefern jedoch keine weiteren Informationen. Wir können davon ausgehen, dass es sich um ein romanisches Taufbecken handelt, das aus hartem Stein gehauen wurde, möglicherweise aus einem Steinbruch in den Ardennen bei Namur. Das Becken wurde vermutlich vor Ort gehauen und fertig per Schiff über die Maas und andere Flüsse in die nördlichen Niederlande transportiert. Dies war das Verfahren für Maas-Taufbecken in der Romanik und Gotik, von denen viele angefertigt wurden. Die vier „Köpfe“ auf der Rundung des Beckens symbolisieren wahrscheinlich die vier Flüsse des Paradieses, die laut Genesis 2:10-14 Pison, Gihon, Tigris und Euphrat sind. Das Taufbecken steht auf einem neuen Sockel, der in den 1950er Jahren vom Utrechter Bildhauer Pieter d´Hont geschaffen wurde.

Das aktuelle Taufbecken in der Pieterskerk soll aus dem 11. Jahrhundert stammen und kommt aus dem Bonnefantenmuseum in Maastricht

Über das Taufbecken, das sich heute im Museum Catharijneconvent befindet (achteckig, ebenfalls mit vier Köpfen), ist noch viel mehr bekannt. Das Besondere daran ist, dass es ursprünglich in der Pieterskerk stand. Im 19. Jahrhundert gelangte das Becken in die Hände eines Sammlers und wurde 1876 vom Erzbischöflichen Museum (Catharijneconvent) bei einer Auktion erworben. Das Catharijneconvent stellte das Becken als Leihgabe der St.-Katharinenkirche zur Verfügung, derzeit kann es jedoch wieder im Catharijneconvent besichtigt werden. Über die „Maskenköpfe“ auf diesem Taufbecken wird im Katalog des Catharijneconvents Folgendes geschrieben: Der erste hat eine eng anliegende Kopfbedeckung und grinst und fletscht die Zähne; der zweite, mit hängender Lippe, trägt einen nach oben schmaler werdenden Hut; der dritte, mit schmalem Mund, hat eine Kappe, deren Ende nach vorne zurückgeklappt ist; der vierte, ebenfalls ernst dreinblickend, hat eine runde, vorne abgeflachte Kopfbedeckung.

Orgel

Orgel St. Peterskirche

Ursprünglich befand sich die Orgel auf einer Orgelempore an der Westwand der Kirche. Als diese Orgel 1674 durch einen schweren Sturm schwer beschädigt wurde, wurde sie abgerissen. Erst 1729 wurde eine neue Orgel installiert, diesmal an der Wand, die den Chor vom Rest der Kirche trennte. 1899 wurde diese Orgel durch eine neue des berühmten Utrechter Orgelbauers JF Witte ersetzt. Die Klänge dieser Orgel waren bis 1965 in der Pieterskerk zu hören. Für die Restaurierung von 1953 bis 1970 wurde beschlossen, die Wand zwischen dem Chor und dem Rest der Kirche zu entfernen.

P. Kluyver wurde beauftragt, eine neue Orgel zu entwerfen, die 1968 fertiggestellt wurde

Dies bedeutete, dass die Orgel an einen anderen Ort verlegt werden musste, was jedoch unter anderem aufgrund ihrer Größe nicht möglich war. P. Kluyver wurde daher mit dem Entwurf einer neuen Orgel beauftragt, die 1968 fertiggestellt wurde. Sie wurde wie ursprünglich an der Westwand aufgestellt. Unter der Orgelempore ist eine Kugel zu sehen. Diese flog während der Belagerung von Vredenburg 1576–1577 in die Pieterskerk und zerstörte die Orgel damals. Neben der großen Orgel enthält die Kirche auch eine Schrankorgel von J.P. Künckel aus der Zeit um 1785.

Uhren

Die schlichte Glocke der Pieterskerk (60 cm, 135 kg) ist Maria geweiht. Sie stammte nach der Reformation aus einem Kloster außerhalb der Stadt und hatte in der Pieterskerk selbst zuvor sicherlich keine Funktion.

Die schlichte Glocke der Pieterskerk ist die älteste Glocke in Utrecht

Uhr der St. Peterskirche

Es ist die älteste Glocke Utrechts. Sie hängt im Glockenturm über der Vierung der Kirche. Sie wurde 1435 angefertigt und wird Willam Butendiic zugeschrieben.

Ihre Inschrift lautet: „ave maria gracia plena dominus tecum m cccc xxxv“. Ave Maria gracia virgo Dominus tecum MCCCCXXXV (Gegrüßet seist du Maria, gnädige Jungfrau, der Herr sei mit dir. 1435).

Läutende Glocken

Laute Glocke

Bibliographie

- Dijk, Th. G. van. „Archäologische Forschungen in der Dekanatskapelle der St. Peterskirche in Utrecht“. In: Westerheem. Zweimonatsorgan der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft für die Niederlande, 1969 Nr. 5, S. 289-297.
- Hoekstra, T.J., Die Utrechter St. Peter-Kirche. Utrecht, 1993.
- Kipp, AFE „Kommunales Engagement bei der Beseitigung der Sturmschäden nach der Katastrophe von 1674“. In: Bericht der Stiftung Freunde der Domkirche, Jg. 19 (2007), Nr. 1, S. 1-16.
- Kluyver, P., Die Orgeln in der Pieterskerk in Utrecht. Z.pl., 1967.
- Kralt, T., W. Klukhuhn, P. van der Ros (Hrsg.). Lebende Denkmäler: Geschichte, Erhaltung und heutige Nutzung der Utrechter Innenstadtkirchen. Ootmarsum, 2008.
- St. Peter-Kirche Utrecht. Utrecht, 1975.
- Stenvert, R., C. Kolman, B. Olde Meierink usw. Denkmäler in den Niederlanden. Utrecht. Zwolle, 1996.
- Temminck Groll, CL „Die St.-Peters-Kirche in Utrecht“. In: Bulletin der Königlich Niederländischen Archäologischen Gesellschaft, Bd. 81 (1982), S. 75-118.
- Das Utrechter Archiv, Zugang 220 Kapitel des Heiligen Petrus.
Text: Marieke Lenferink und Lisa Olrichs
Fotografie: Maarten Buruma, Henk Jansen